Wie alles begann! 2 von 2
Es kam die Jahrtausendwende und unser System stürzte nicht ab, nein, mit voller Motivation stürzten wir uns in die Zukunftspläne! Nachdem wir nun ein Stück hatten, versuchten wir zunächst unser Männerdefizit zu stopfen – Paco und Iñigo kamen. Nun erfolgte die Rollenverteilung, die recht glimpflich verlief, während Adriane aus Zeitgründen aus dem Projekt ausstieg...
Im März kümmerten wir uns um die Bühne und hatten eine sichere Zusage für den 13. und 24. Juli, doch auch das sollte anders kommen.
Im Sommersemester ging’s dann richtig los bis das große Loch kam: Rafa, unser Held, wollte das Handtuch schmeißen (bei 25 Hauptseminaren und 37 Hausarbeiten Jura ist das ja auch verständlich, aber IHN konnten wir trotzdem nicht ziehen lassen, zumal er ein prächtiger Buby war!)
Ende April, Anfang Mai, kam eine zweite Powerfrau (Maja), neben der Optimismus versprühenden Sandra (das schaffen wir schon), zu der Gruppe. Ohne diese zwei Amazonen wäre alles ins Wasser gefallen.
Und jetzt ein Beispiel dafür wie über die weitere Vorgehensweise gesprochen wurde. Szene von damals (alle hören Sandra zu):
Sandra:
Also wir führen jetzt an dem und dem Tag auf. Ist jeder damit einverstanden?
Gähnende Stille...
. .. selbst die anwesenden Männer hatten nichts dazu zu sagen.
Da keine Widerrede kam ging das Proben also weiter. Und ohne Probenwochenende würde es nie klappen. Als suchte ich (Sandra) krampfhaft eine gemütliche Hütte im Dahn (Selbstversorgung), um dort Gruppendynamik und ein paar Szenen zu entwickeln. Ich hatte das perfekte Ziel gefunden: Wanderheim am Römerfelsen mitten im Dahner Felsenland und ganz für uns! Aber auch das kam anders: das Heim war eine triste Souterrain-Wohnung ohne Fenster mit greller Neonröhre... ohne Herd. Zudem schiffte es (= es regnete stark) unablässig und wir brachten die Vermieter mit unserem Gebrüll im garten (dort probten wir) etwas aus der Ruhe, während uns alle Gliedmaßen langsam abfroren. Trotzdem hatten wir viel Spaß und auch Erfolg beim Proben.
Nun wurde die Zeit knapp: noch zwei Männerrollen waren noch unbesetzt und die Zeit lief uns davon... da überwand sich Michael einen Part zu übernehmen – allerdings hätte er sich das nach der ersten Probe, der er beiwohnte gerne noch mal überlegt, denn für unseren Theaterprofi war dieser armselige Haufen von Möchtegernschauspielern ein Schock – doch, versprochen ist versprochen bzw. mitgehangen, mitgefangen und so wurden die Proben NOCH härter... Die Zeit verrann und noch immer fehlte uns ein Mann, dessen Rolle nicht streichbar war. Pero hooombre, qué suerte: nuestro militar anciano nos salvó y fue una suerte no solamente por el papel!: Señor Arilla.
(Llegó, dijo que sí. Asistió a uno de los ensayos en la sala de teatro, se dejó dar la obra y salió a leerse su papel afuera, poniendose delante del edificio como dispuesto a mearse en la pared.)
Am gleichen Tag kam ein fataler Anruf: ein desperater, von Verzweiflung völlig verstörter Anglist meldete sich als wir entdeckten, dass UNSER Datum auf DEREN (die Anglistische Theatergruppe) Plakat stand! Sie hatten bereits Karten verkauft und fest mit den Tagen gerechnet, die Verwaltung hatte mal wieder gepennt (Kommentar Rafa: auf gut deutsch, scheiße gebaut) und wir hatten den Salat! Obwohl, eine Woche Galgenfrist, soooo schrecklich wäre das vielleicht dann doch nicht, die Plakate waren noch veränderbar und die Bühne die Woche drauf frei. Also wurde umdisponiert und im Gegenzug durften wir großzügigerweise noch einen Teil des Bühnenbildes übernehmen. Thanks to Christopher (mit Nachnamen Sanchez, in Wirklichkeit vielleicht ein verkappter Spanier!)
Das nächste Problem war eindeutig: DINERO! Also machten wir uns daran die ganze Uni zu renovieren im Namen von Absolventum) und hatten somit die einmalige Chance uns in den Schloßwänden zu verewigen...dafür waren dann auch finanzielle Sorge zunächst zumindest gelindert!
Kleiner Exkurs von Rafa:
Ich hatte mit der Organisation sehr wenig zu tun. Ich kann mir also gar nicht vorstellen was diese zwei Damen, Sandra und Maja, wohl alles durchgemacht haben in ihrem verzweifelten Kampf gegen die Zeit und die Unwirren des Lebens.
Sandra:
Kleine Frage an Rafa. Willst du in den nächsten 5 Stücken die Hauptrollen?
Rafa:
Im tres sombreros de copa hatte ich keine Hauptrolle. ..
Sandra:
Ich weiß, aber wenn du weiter noch sooooo nett bist, dann kann man das vielleicht ändern. Wir führen es einfach noch mal auf!
Rafa:
Du meinst ich schleim’ zuviel...
Sandra:
Si señor!
Rafa:
Glaub ich nicht, du bist viel zu bescheiden oder dir vielleicht nicht bewusst (da du ja möglicherweise, ich hab’s nicht mitbekommen, die ganze Zeit Hasch geraucht hast), wie viel du gearbeitet hast. ..
Sandra:
OK, ich geb' dir die Kontonummer, schon gut!
Rafa:
OK, ich hör auf!
Sandra:
Also in Wirklichkeit war das so: Iñigo, Paco und ich haben die ganze Organisationsarbeit gemacht...
Rafa:
... nicht wirklich. .. da hat Sandra am Text rumgefummelt im wahrsten Sinne des Wortes.
Ernst jetzt. Also, nachdem es nicht zu obszön werden sollte, mussten wir uns um Klamotten kümmern; leider hatte das Nationaltheater zu, zwecks Inventur, und 37 Theater in der Umgebung (bis Worms) waren nicht bereit, ein paar armen Studenten was zum Anziehen zu geben. Der letzte Versuch war die Freilichtbühne Mannheim – eine wahre Fundgrube mit den nettesten Kostümverleiherinnen! Dort deckten wir uns ein und nun konnte auch bald der Vorhang aufgehen, denn die Premiere war ausverkauft.
Der 20. Juli 2000
Sandra:
Dazu kann ich nicht viel sagen, denn ich bin den ganzen Tag so rum getillt, dass ich mich nur noch an das Ende erinnern kann, welch schöööööne Erinnerung...
Rafa:
Ich war davor nervös, ich war beim spielen nervös, ich war danach nervös und ich schwitzte wie die Sau.
Aber es hat geklappt: Die Programmhefte waren fertig, Nicoles Kleid genäht, die Stühle alle besetzt und Mariella mit ihren 22 Kassetten und drei Seiten Ablaufszenerie bereit, den Vorhang zu ziehen (sie war unsere Beschallungs- und Erleuchtungsfee, mit der man perfekt eine halbe Nacht lang rumhören, Zusammenschneiden und überspielen kann...), während wir hinter dem Vorhang den obligatorischen Glückssekt (direkt vor der Aufführung!!!) tranken!
Und es lief, das Publikum trug uns durch das Stück und selbst das fehlende, durch ein kehliges RRRRiiiiiiNNG imitiertes Telefonklingeln konnte sie nicht aus der Stimmung bringen. Als es vorbei war, toste Applaus, das schönste Gefühl, das man nach 2 Stunden Bühnenpräsenz haben kann....
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Im März kümmerten wir uns um die Bühne und hatten eine sichere Zusage für den 13. und 24. Juli, doch auch das sollte anders kommen.
Im Sommersemester ging’s dann richtig los bis das große Loch kam: Rafa, unser Held, wollte das Handtuch schmeißen (bei 25 Hauptseminaren und 37 Hausarbeiten Jura ist das ja auch verständlich, aber IHN konnten wir trotzdem nicht ziehen lassen, zumal er ein prächtiger Buby war!)
Ende April, Anfang Mai, kam eine zweite Powerfrau (Maja), neben der Optimismus versprühenden Sandra (das schaffen wir schon), zu der Gruppe. Ohne diese zwei Amazonen wäre alles ins Wasser gefallen.
Und jetzt ein Beispiel dafür wie über die weitere Vorgehensweise gesprochen wurde. Szene von damals (alle hören Sandra zu):
Sandra:
Also wir führen jetzt an dem und dem Tag auf. Ist jeder damit einverstanden?
Gähnende Stille...
. .. selbst die anwesenden Männer hatten nichts dazu zu sagen.
Da keine Widerrede kam ging das Proben also weiter. Und ohne Probenwochenende würde es nie klappen. Als suchte ich (Sandra) krampfhaft eine gemütliche Hütte im Dahn (Selbstversorgung), um dort Gruppendynamik und ein paar Szenen zu entwickeln. Ich hatte das perfekte Ziel gefunden: Wanderheim am Römerfelsen mitten im Dahner Felsenland und ganz für uns! Aber auch das kam anders: das Heim war eine triste Souterrain-Wohnung ohne Fenster mit greller Neonröhre... ohne Herd. Zudem schiffte es (= es regnete stark) unablässig und wir brachten die Vermieter mit unserem Gebrüll im garten (dort probten wir) etwas aus der Ruhe, während uns alle Gliedmaßen langsam abfroren. Trotzdem hatten wir viel Spaß und auch Erfolg beim Proben.
Nun wurde die Zeit knapp: noch zwei Männerrollen waren noch unbesetzt und die Zeit lief uns davon... da überwand sich Michael einen Part zu übernehmen – allerdings hätte er sich das nach der ersten Probe, der er beiwohnte gerne noch mal überlegt, denn für unseren Theaterprofi war dieser armselige Haufen von Möchtegernschauspielern ein Schock – doch, versprochen ist versprochen bzw. mitgehangen, mitgefangen und so wurden die Proben NOCH härter... Die Zeit verrann und noch immer fehlte uns ein Mann, dessen Rolle nicht streichbar war. Pero hooombre, qué suerte: nuestro militar anciano nos salvó y fue una suerte no solamente por el papel!: Señor Arilla.
(Llegó, dijo que sí. Asistió a uno de los ensayos en la sala de teatro, se dejó dar la obra y salió a leerse su papel afuera, poniendose delante del edificio como dispuesto a mearse en la pared.)
Am gleichen Tag kam ein fataler Anruf: ein desperater, von Verzweiflung völlig verstörter Anglist meldete sich als wir entdeckten, dass UNSER Datum auf DEREN (die Anglistische Theatergruppe) Plakat stand! Sie hatten bereits Karten verkauft und fest mit den Tagen gerechnet, die Verwaltung hatte mal wieder gepennt (Kommentar Rafa: auf gut deutsch, scheiße gebaut) und wir hatten den Salat! Obwohl, eine Woche Galgenfrist, soooo schrecklich wäre das vielleicht dann doch nicht, die Plakate waren noch veränderbar und die Bühne die Woche drauf frei. Also wurde umdisponiert und im Gegenzug durften wir großzügigerweise noch einen Teil des Bühnenbildes übernehmen. Thanks to Christopher (mit Nachnamen Sanchez, in Wirklichkeit vielleicht ein verkappter Spanier!)
Das nächste Problem war eindeutig: DINERO! Also machten wir uns daran die ganze Uni zu renovieren im Namen von Absolventum) und hatten somit die einmalige Chance uns in den Schloßwänden zu verewigen...dafür waren dann auch finanzielle Sorge zunächst zumindest gelindert!
Kleiner Exkurs von Rafa:
Ich hatte mit der Organisation sehr wenig zu tun. Ich kann mir also gar nicht vorstellen was diese zwei Damen, Sandra und Maja, wohl alles durchgemacht haben in ihrem verzweifelten Kampf gegen die Zeit und die Unwirren des Lebens.
Sandra:
Kleine Frage an Rafa. Willst du in den nächsten 5 Stücken die Hauptrollen?
Rafa:
Im tres sombreros de copa hatte ich keine Hauptrolle. ..
Sandra:
Ich weiß, aber wenn du weiter noch sooooo nett bist, dann kann man das vielleicht ändern. Wir führen es einfach noch mal auf!
Rafa:
Du meinst ich schleim’ zuviel...
Sandra:
Si señor!
Rafa:
Glaub ich nicht, du bist viel zu bescheiden oder dir vielleicht nicht bewusst (da du ja möglicherweise, ich hab’s nicht mitbekommen, die ganze Zeit Hasch geraucht hast), wie viel du gearbeitet hast. ..
Sandra:
OK, ich geb' dir die Kontonummer, schon gut!
Rafa:
OK, ich hör auf!
Sandra:
Also in Wirklichkeit war das so: Iñigo, Paco und ich haben die ganze Organisationsarbeit gemacht...
Rafa:
... nicht wirklich. .. da hat Sandra am Text rumgefummelt im wahrsten Sinne des Wortes.
Ernst jetzt. Also, nachdem es nicht zu obszön werden sollte, mussten wir uns um Klamotten kümmern; leider hatte das Nationaltheater zu, zwecks Inventur, und 37 Theater in der Umgebung (bis Worms) waren nicht bereit, ein paar armen Studenten was zum Anziehen zu geben. Der letzte Versuch war die Freilichtbühne Mannheim – eine wahre Fundgrube mit den nettesten Kostümverleiherinnen! Dort deckten wir uns ein und nun konnte auch bald der Vorhang aufgehen, denn die Premiere war ausverkauft.
Der 20. Juli 2000
Sandra:
Dazu kann ich nicht viel sagen, denn ich bin den ganzen Tag so rum getillt, dass ich mich nur noch an das Ende erinnern kann, welch schöööööne Erinnerung...
Rafa:
Ich war davor nervös, ich war beim spielen nervös, ich war danach nervös und ich schwitzte wie die Sau.
Aber es hat geklappt: Die Programmhefte waren fertig, Nicoles Kleid genäht, die Stühle alle besetzt und Mariella mit ihren 22 Kassetten und drei Seiten Ablaufszenerie bereit, den Vorhang zu ziehen (sie war unsere Beschallungs- und Erleuchtungsfee, mit der man perfekt eine halbe Nacht lang rumhören, Zusammenschneiden und überspielen kann...), während wir hinter dem Vorhang den obligatorischen Glückssekt (direkt vor der Aufführung!!!) tranken!
Und es lief, das Publikum trug uns durch das Stück und selbst das fehlende, durch ein kehliges RRRRiiiiiiNNG imitiertes Telefonklingeln konnte sie nicht aus der Stimmung bringen. Als es vorbei war, toste Applaus, das schönste Gefühl, das man nach 2 Stunden Bühnenpräsenz haben kann....
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anda palabra - 22. Aug, 14:13